Zu Besuch in Schönberg
1989, im Dezember, brach das kommunistische System in Rumänien zusammen. Schon im darauffolgenden Jahr organisierten der damalige Gemeinderat Johann Rädler und Erlachs Vizebürgermeister Adolf Tauchner einen von der Erlacher Bevölkerung großzügig unterstützten Hilfszug in die Gemeinde Schönberg bei Hermannstadt in Rumänien. Der damals in Erlach noch vorhandene Kinosaal quoll über vor Lebensmittels penden, Kleiderspenden und Spenden von Dingen des täglichen Gebrauchs.
In einer 18-stündigen Fahrt unter widrigen Umständen – über teilweise nicht asphaltierte Straßen, die von Pferdefuhrwerken befahren wurden – ging es bei Nacht und Nebel von Erlach nach Schönberg, mit einem Lastzug der Firma Romano und einem LKW des Roten Kreuzes der Rotkreuzstelle Erlach.
Dort wurden die Hilfsgüter dem Pfarrer übergeben und in der alten Kirchenburg eingelagert und versperrt. Die Gemeinde Schönberg bestand damals aus rund 300 Rumänen, rund 300 Deutschen und rund 300 Roma, unter denen die Hilfsgüter aufgeteilt wurden. Noch zwei Jahre lang wurden Hilfszüge aus Erlach nach Schönberg organisiert.
Jetzt besuchten Rädler und Hahn in einer privaten Fahrt die Gemeinde Schönberg, um sich deren Entwicklung anzusehen. Dort trafen sie nur Martin Maurer an, der die Kirche noch betreut. Von den ehemals 300 Deutschen sind nur mehr zehn geblieben – alle anderen sind nach Deutschland ausgewandert. Martin gab zu verstehen, dass man das den Menschen nicht verübeln könne. Er verdient in Rumänien 500 € im Monat als Angestellter der Universität – bei Lebenshaltungskosten, die das gleiche Niveau wie in Österreich haben.
Er berichtete noch voller Stolz, dass er damals als Elfjähriger erstmals Kaffee, Kugelschreiber und Lebensmittel gesehen hat, aber auch Kleidung, die alle gut gebrauchen konnten. Die Menschen von Schönberg erinnern sich noch gerne an diese Hilfsgüter, die damals aus Bad Erlach ankamen.
Voller Stolz zeigte er uns im Kirchenbuch eine Eintragung von 1990 mit den damaligen Unterschriften von Teilnehmern am Hilfszug aus Erlach: Johann Puffitsch, Grete Brouschek, Johann Kabelik, Willibald Brandstätter und Brigitte Tauchner.
Martin Maurer begründete den Verbleib seiner Familie in seinem Heimatort Schönberg mit seiner Heimatverbundenheit und seiner Lebenseinstellung, dass nicht Geld, sondern Glück und Gesundheit das Leben ausmachen.


